Geschäftsbericht 2019

Österreich

Im Einklang mit der wenig dynamischen Weltwirtschaft hat auch die österreichische Wirtschaftsentwicklung 2019 an Schwung verloren. Dennoch dürfte laut des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) das BIP aufgrund der in der ersten Jahreshälfte robusten Expansion ein Wachstum von 1,7% erreichen. Für die Jahre 2020 und 2021 rechnet das Institut mit 1,2% bzw. 1,4% (Österreichische Nationalbank OeNB: 1,1% bzw. 1,5%). Inzwischen ist auch in Österreich eine Zweiteilung zu beobachten: Während das außenwirtschaftliche Umfeld dämpfend auf die heimischen Exporte wirkt und dies wiederum die Industrieproduktion schwächt, stabilisieren die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte, allen voran die Bautätigkeit und die Dienstleistungsnachfrage, die heimische Konjunktur. Zudem stützen die kräftigen Realeinkommenszuwächse den privaten Konsum in Österreich, der 2019 um 1,5% zugenommen haben dürfte. Auch in den Folgejahren dürfte die Binnennachfrage mit einem Anstieg von jeweils 1,6% weiter lebhaft und damit die Hauptantriebsfeder des Wirtschaftswachstums bleiben. Positive Impulse erhält die Realeinkommensentwicklung auch von der vergleichsweise niedrigen Inflation, die 2019 auf Basis der Verbraucherpreise bei voraussichtlich 1,5% liegt und sich laut WIFO und des Instituts für Höhere Studien (IHS) auch in den Folgejahren nur unwesentlich verändern wird. Den Grund für diesen schwachen Preisauftrieb sehen die Experten vor allem in der gedämpften Energiepreisentwicklung.

Infolge der mäßigen Konjunkturdynamik nimmt das Beschäftigungswachstum jedoch ab. Gleichzeitig gerät der Abbau der Arbeitslosigkeit ins Stocken, was auch in der anhaltenden Zunahme des Arbeitskräfteangebots begründet ist. Nach nationaler Berechnung dürfte die Arbeitslosenquote nach 7,3% im Jahr 2019 leicht auf 7,4% im Jahr 2020 steigen und dort 2021 verharren.

Das WIFO rechnet damit, dass die nur noch mäßige Exportdynamik im Frühjahr 2020 ihren Tiefstand erreichen dürfte, um in der Folge wieder etwas an Schwung zu gewinnen. Nach 2,8% im Jahr 2019 dürften die Exporte 2020 und 2021 um 2,3% bzw. 2,9% (OeNB: 1,7% bzw. 2,8%) steigen. Dies deckt sich mit den aktuellen Ergebnissen des WIFO-Konjunkturtests, die zwar eine weitere Eintrübung der Konjunktureinschätzungen zeigen. Jedoch herrschen zwischen den Sektoren große Unterschiede: Während die Unternehmen der Sachgütererzeugung wenig zuversichtlich sind, fallen die Einschätzungen im Bauwesen und in den Dienstleistungsbranchen weiterhin positiv aus.

Der ungewöhnlich lange Investitionszyklus ist 2019 aufgrund der schwachen globalen Wirtschaftsentwicklung ausgelaufen. Gegen einen völligen Einbruch der Investitionstätigkeit sprechen jedoch die hohe Kapazitätsauslastung und die günstigen Finanzierungskonditionen. Während für 2019 noch ein robustes Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen von 3,4% zu verzeichnen ist, dürfte sich dies 2020 auf 0,3% abschwächen, um 2021 mit 2,0% wieder zu steigen. Bei den Bauinvestitionen geht das IHS davon aus, dass sich diese nach einem Wachstum von 2,3% im Jahr 2019 durch die Konjunktureintrübung auf 1,2% im Jahr 2020 verringern und 2021 wieder einen Anstieg von 1,5% erreichen.

Für Österreich gelten ebenfalls die außenwirtschaftlichen Risiken, die neben den Unsicherheiten hinsichtlich der Handelsschranken für den Warenaustausch mit den USA wirtschafts- und geopolitische Risiken umfassen. Je länger die daraus resultierende Schwäche der Industriekonjunktur anhält, desto wahrscheinlicher erscheint ein Übergreifen auf den noch robusten Dienstleistungssektor.

Mit der neuen Regierungsbildung Anfang 2020 zwischen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und den Grünen wird erwartet, dass die überfällige Steuerreform Priorität erhält. Diese zielt auf eine Reduzierung der im internationalen Vergleich hohen Abgabenbelastung und setzt zugleich Anreize zur Bekämpfung des Klimawandels.

Die Rahmenbedingungen am Immobilienmarkt sind unverändert positiv. Das Jahr 2019 wurde durch das anhaltend niedrige Zinsniveau, ein leicht rückläufiges, aber immer noch gutes Immobilienangebot sowie eine in den meisten Regionen weiterhin sehr gute Nachfrage nach Immobilien seitens Eigennutzer und Anleger geprägt. Daran wird sich voraussichtlich auch 2020 nichts Wesentliches ändern, berichten die Experten des Immobiliendienstleisters RE/MAX Austria zum Jahresbeginn 2020. Entsprechend zeigen die Werte des aktuellen Wohnimmobilienpreisindex der OeNB auf Basis neuer und gebrauchter Eigentumswohnungen sowie Einfamilienhäuser in Österreich für das 3. Quartal 2019 ein Plus von 5,2% gegenüber dem Vorjahr. In Wien stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahr um 7,6%. Im übrigen Bundesgebiet (Österreich ohne Wien) lag die Preisentwicklung im gleichen Zeitraum spürbar niedriger bei 1,8%. Die Wohnungsmieten stiegen laut VPI von Statistik Austria in Österreich 2019 um 3,0%. Der OeNB-Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien zeigt im 3. Quartal 2019 gegenüber dem 3. Quartal 2018 für Wien einen weiteren Anstieg einer möglichen Überbewertung an. In Österreich insgesamt bewegte er sich zuletzt eher seitwärts. Laut RE/MAX Immobilien-Zukunftsindex wird erwartet, dass 2020 die Preise für Wohnimmobilien erneut leicht zunehmen, die Steigerungsraten aber meist unter den Vorjahreswerten liegen. Mieten und Preise für Eigentumswohnungen werden sowohl in den Zentren der Städte als auch am Stadtrand weiter anwachsen, während in Landgemeinden die Preise zwar für Eigentumswohnungen leicht wachsen, aber die Mieten schwächeln. Die Wohnungskaufpreise steigen voraussichtlich stärker als frei zu vereinbarende Mieten. Für Wien rechnet EHL 2020 und 2021 mit Mietsteigerungen etwa auf Inflationsniveau von rund 1,5% und Steigerungen der Wohnungskaufpreise deutlich über der Inflationsrate.

Die Bevölkerungszahl Österreichs hat in der Vergangenheit stark zugenommen und wird auch in Zukunft weiter wachsen, berichtet die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK). Laut OeNB hatte sich wegen sinkender Haushaltsgrößen, steigender Nettozuwanderung und schwacher Bauleistung seit Mitte der 2000er-Jahre ein Nachfrageüberhang aufgebaut, der im Jahr 2016 seinen Höhepunkt erreichte. Nach Angaben der Bank Austria trägt der Wohnungsbau in Österreich seit einigen Jahren dem hohen Angebotsdefizit am Wohnungsmarkt Rechnung. 2018 wurde mit schätzungsweise 66.000 fertiggestellten Einheiten die höchste Bauleistung seit Jahrzehnten erreicht; damit konnte der laufende Wohnungsbedarf im Bundesdurchschnitt vermutlich gedeckt werden. Allerdings sind in einzelnen Marktsegmenten große Angebotslücken geblieben, vor allem im Bereich günstiger Mietwohnungen. Die Dynamik im Wohnbau ist nach Angaben der OeNB nach wie vor sehr hoch, wenngleich sich eine bevorstehende Abschwächung der Baukonjunktur abzeichnet. Österreichweit dürfte der Nachfrageüberhang bis zum Jahr 2020 abgebaut werden. In Wien ist jedoch auch noch darüber hinaus mit Wohnungsknappheit zu rechnen.

Die Investitionen in gewerbliche Immobilien in Österreich haben laut EHL im Jahr 2019 ein neues Rekordhoch erreicht und das Marktvolumen wird auch in den kommenden Jahren weiter nahe den aktuellen Rekordwerten liegen. Gemäß vorläufigen Zahlen wurden 2019 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von knapp 6 Mrd. € abgewickelt. Nach Büroimmobilien waren institutionelle Wohninvestments mit ca. 27% die zweitstärkste Asset-Klasse.