Umwelt und Klima
Erneuerbare Energien und Energiemix
GRI
Themen
Thematische Einordung
Immobilienunternehmen sind immer mehr gefragt, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten steigen (s. Abschnitt CO2-Reduktion Immobilienbestand/Energetische Modernisierung).
Die dezentrale Energiewende ist dabei ein essenzieller Baustein für das Gelingen der Klimaschutzbemühungen von Politik und Wirtschaft. In der Immobilienwirtschaft wird es notwendig sein, dass klassische Maßnahmen wie Gebäudesanierungen ergänzt werden durch einen massiven Ausbau des Anteils der erneuerbaren Energien zur Strom- und Wärmeversorgung – noch dazu ist davon auszugehen, dass der Stromverbrauch in den und um die Gebäude herum in Zukunft steigen wird. Maßgebliche Auswirkungen werden dabei Entwicklungen und Innovationen in der Energieversorgung und der Mobilität haben, die durch die Energie- bzw. Verkehrswende ausgelöst werden. Beispiele dafür sind der Betrieb von Wärmepumpen oder Ladesäulen für E-Autos.
Wohnungsunternehmen können dabei einen wichtigen Beitrag zu einer dezentralen Energiewende leisten und dadurch neue Geschäftsfelder für ihr Unternehmen erschließen. Ihre Gebäudebestände bieten viel Potenzial für die Produktion erneuerbarer Energien z. B. durch Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen auf ihren Dächern.
Mieterstrommodelle wiederum ermöglichen eine lokale Nutzung des gewonnenen grünen Stroms. Diese versuchen wir mit den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten umzusetzen – auch wenn es (trotz Verbesserungen der gesetzlichen Regelungen im Rahmen der EEG-Novelle) nach wie vor regulative Hürden gibt.
Häufig übersteigt der Bedarf an erneuerbaren Energien noch die verfügbaren Erzeugungskapazitäten. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist es daher unabdingbar, dass sowohl die notwendigen gesetzlichen als auch technischen Strukturen geschaffen werden. Vonovia treibt diese Umstrukturierung voran und steht hierbei im offenen Dialog mit Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.
Unser Ansatz
Wir möchten in der Wohnungswirtschaft als Treiber für den Klimaschutz wahrgenommen werden und verfolgen als übergeordnetes Ziel im Handlungsfeld Umwelt und Klima die Klimaneutralität des Gebäudebestands bis 2050. Ein großer Hebel zur Reduktion von Treibhausgasemissionen ist der Einsatz und Ausbau erneuerbarer Energieträger – das bestätigen uns auch die Erkenntnisse aus der Erstellung des Klimapfads (s. Abschnitt CO2-Reduktion Immobilienbestand/Energetische Modernisierung). Wir sehen unsere Wohnquartiere als Dreh- und Angelpunkt einer dezentralen Energiewende und verfolgen das Ziel, den Einsatz und Anteil an erneuerbaren Energien kontinuierlich zu steigern. Unter anderem geht es uns darum, vielfältige und neuartige Maßnahmen zur Produktion von erneuerbaren Energien umzusetzen und ihre Nutzung in den eigenen Gebäudebeständen – vor allem auf Quartiersebene – aktiv zu fördern. Dafür arbeiten wir gemeinsam mit interdisziplinären Partnern an Lösungen, die Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und die Bedürfnisse der Mieter vereinen.
Steigerung des Anteils
erneuerbarer
Energien
Einer unserer wichtigsten Ansatzpunkte, durch den wir zum Ausbau der dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien beitragen, ist die Installation von PV-Anlagen auf unseren Dächern im Rahmen des 2019 initiierten „1.000 Dächer“-Programms. In den kommenden Jahren werden wir die damit verbundenen Erzeugungskapazitäten erheblich ausbauen.
Besonderes Potenzial sehen wir zudem in der Entwicklung effizienter und autarker Quartierssysteme. Der Fokus liegt dabei auf Lösungen für ganze Quartiere, die wir in Zusammenarbeit mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft erarbeiten und umsetzen. Das umfasst marktfähige Technologien wie Hybridheizungen einerseits und innovative Ansätze wie die Sektorenkopplung von Wärme, Strom und Mobilität andererseits. Die praktische Erprobung dieser Lösungen erfolgt im Rahmen von Pilotprojekten in unseren Beständen.
Ausbau von
Forschung
und
Entwicklung
Der Bezug von zertifiziertem Grünstrom für die Versorgung der Allgemeinflächen in Deutschland liefert einen weiteren Beitrag zu unserer Klimastrategie.
Über die eigene Energievertriebsgesellschaft (VESG) bietet Vonovia den eigenen Kunden den Bezug von zertifiziertem Strom aus erneuerbaren Energien an und unterstützt sie dadurch bei der Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Mittel- bis langfristig setzt Vonovia auf eine Energieversorgung der eigenen Quartiere über Eigenversorgungskonzepte. Unser Ziel ist, zum Nutzen unserer Kunden und der Umwelt den Anteil selbst produzierter Energie zu maximieren und auch für unsere wohnungsnahen Angebote, z. B. E-Mobilität, zu nutzen.
Österreich strebt die Klimaneutralität bis 2040 an. Hier setzen wir auf die Wärmeversorgung mit nachhaltigen Energieträgern aus dem öffentlichen Versorgungsnetz (z. B. Fernwärme in Wien). Wir fokussieren dabei einen Energiemix aus einem wesentlichen Anteil erneuerbarer Energieträger, um den Neubau mit der entsprechenden Energieversorgung auszustatten. Dadurch wollen wir spätere Wechsel der Energieträger vermeiden, die für die Bewohner zu zusätzlichen Umstellungskosten führen könnten, und sichern somit ab, dass unsere Wohnungen langfristig attraktiv und vor allem bezahlbar bleiben.
Organisatorische Verankerung im Unternehmen
Die gesamten Aktivitäten zu Erneuerbaren Energien und Energievertrieb sind im Geschäftsbereich Value-add organisiert und von einer Generalbevollmächtigten geleitet, die direkt an den CEO der Vonovia SE berichtet. Der Energievertrieb, über den unsere Kunden direkt Grünstromverträge mit Vonovia abschließen können, erfolgt über die eigens gegründete Vonovia Energie Service GmbH (VESG). Der Bereich Innovation & Business Building ist verantwortlich für die Innovationsforschung auf dem Gebiet der Energieversorgung mit einem eigenen Teilbereich zum Thema Quartierssysteme, der seinerseits die Schnittstelle zu weiteren Forschungsvorhaben im Unternehmen bildet. Er verantwortet auch die Umsetzung und den Ausbau des „1.000 Dächer“-Programms.
Ziele und Maßnahmen
Für das Ziel der Klimaneutralität unseres Bestands haben wir einen Meilenstein gesetzt, der vorsieht, die CO2-Intensität des Vonovia Gebäudebestands bis zum Jahr 2030 auf 30 kg CO2e je m2 Mietfläche zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien kontinuierlich zu steigern (s. auch Abschnitt CO2-Reduktion Immobilienbestand/Energetische Modernisierungen).
Um unserem Meilenstein Jahr für Jahr näherzukommen, haben wir verschiedene Maßnahmen definiert.
Im Rahmen des „1.000 Dächer“-Programms wollen wir mindestens 1.000 Dachflächen mit Photovoltaik-Modulen ausrüsten – ein Ziel, das wir 2021 bereits erreichen werden. Bis Ende 2020 haben wir mit diesem Programm bereits 841 Dächer bestücken können. Jedes Jahr wollen wir durch unsere neu errichteten PV-Anlagen die Nennleistung unserer Stromerzeugung durch Solarenergie um mindestens fünf MWp erhöhen (2020 von 10,2 auf 15,9 MWp) und so CO2 einsparen.
841 Dächer
bereits mit PV-Anlagen bestückt
424 PV-Anlagen
mit einer Nennleistung von 15,9 MWp installiert
~2.700 t CO2
durch PV-Stromerzeugung im Jahr 2020 vermieden
Während der bisherigen Laufzeit des Programms haben wir erkannt, dass das Gesamtpotenzial der geeigneten Dachflächen erheblich höher ist und die Möglichkeit bietet, diese Aktivität zukünftig auszubauen. Dies ist auch das Ziel für 2021, in dem eine Skalierung des Geschäftsfelds vorgesehen ist. Die erzeugte Energie soll – idealerweise – direkt als Mieterstrom in den Quartieren verwendet werden. Um unser Vorhaben erfolgreich umzusetzen, suchen wir verstärkt den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern, z. B. bei Veranstaltungen wie unserer Klimakonferenz „Perspektiven klimaneutralen Wohnens“, die wir gemeinsam mit Fraunhofer und der Deutschen Energieagentur (dena) organisiert haben (s. Perspektiven klimaneutralen Wohnens).
Bei der Energieerzeugung liegt unser Fokus zudem auf der Förderung von vernetzten Quartierssystemen und der Sektorenkopplung. Hier sollen die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität so miteinander gekoppelt werden, sodass der vor Ort erzeugte Strom und die erzeugte Wärme direkt für die Mietwohnungen genutzt werden können – Quartiere als kleine Kraftwerke. Wir pilotieren hierzu innovative Ansätze wie den Einsatz von Wasserstofftechnologie in Kombination mit erneuerbar erzeugtem Strom und haben 2020 Kooperationen mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Institutionen und Partnern fortgeführt.
In Bochum-Weitmar baut Vonovia aus eigenen Mitteln die „Energiezentrale der Zukunft“, die durch die Anwendung innovativer Technologien wie einem Elektrolyseur zur Produktion von Wasserstoff aus Strom, Brennstoffzellen oder Wärmepumpen 81 Wohnungen zu 60 % mit CO2-neutraler Wärme versorgen soll. Eigene PV-Anlagen liefern ca. 25 % Strom aus erneuerbaren Energien für das Quartier. In Bochum-Weitmar werden wir in Zukunft Sektorenkopplung im laufenden Betrieb testen und erforschen. Dadurch wollen wir eine intelligente Vernetzung des lokalen Energiemanagementsystems mit der E-Mobilität erreichen (Geschäftsbericht 2020).
Wir arbeiten weiterhin an der Entwicklung verschiedener skalierbarer Mobilitätskonzepte. Da jedes Quartier einzigartig ist und über individuelle Begebenheiten und Bedürfnisse verfügt, entwickeln wir die Konzepte so, dass die Regionen sie je nach Bedarf für sich nutzen können. Ein gezielter Ausbau der Ladeinfrastruktur ist dabei ein Kernelement unserer Entwicklungsarbeit. Wir verfolgen bis 2030 das Ziel, 10.000 Wallboxen für unsere Mieter zu installieren und auch das Netz öffentlicher Ladestationen weiter auszubauen. Den im Jahr 2020 begonnenen Ausbau von bis zu 30 öffentlich zugänglichen Ladestationen in unseren Quartieren werden wir in 2021 vollenden. Zudem sollen Mieter mit eigenem Stellplatz auf Wunsch E-Wallboxen erhalten und den Stromverbrauch über Vonovia abrechnen können
10.000
Wallboxen bis 2030 für mehr Elektromobilität
Im Jahr 2020 konnten wir unseren unternehmenseigenen Energievertrieb weiter ausbauen. Unsere Kunden können über die Vonovia Energie Service GmbH (VESG), den Vonovia eigenen Energiedienstleister, Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Im Berichtsjahr waren dies in Deutschland rund 20.400 Kunden mit einer Gesamtmenge von 27 GWh zertifizierten Grünstrom.
In Deutschland können wir die Stromversorgung unserer Gebäude nur bei den Allgemeinflächen direkt beeinflussen. 2020 haben wir daher die Versorgung für alle durch uns verwalteten Allgemeinflächen auf grünen Strom umgestellt, d. h. für die Beleuchtung von Treppenhäusern und Kellerräumen. Wir sparen damit jährlich über 17.000 Tonnen CO2 ein.
Geplant für 2021
- Erreichung der 1.000 Dachflächen für PV-Ausbau und Ausweitung des 1.000-Dächer-Programms
- Mieterstrommodell Pilot VESG
- Analyse der Möglichkeiten für PV-Module für Fassaden, Balkone und Fenster
- Erprobung unterschiedlicher Speichersysteme für die (insbesondere saisonale) Speicherung von Energie
- Pilotierung innovativer Wärmepumpen, z. B. über die Nutzung von Gruben- oder Abwasser
- Inbetriebnahme von 30 öffentlich zugänglichen Ladestationen für Elektromobilität