Rahmenbedingungen des deutschen Wohnimmobilienmarktes
Jeder Mensch wohnt. Neben den physiologischen Grundbedürfnissen stellt Wohnen ein elementares und fundamentales Bedürfnis der Menschen dar; Wohnen bedeutet nicht nur Schutz und Obdach, sondern ist vor allem auch Ausdruck des persönlichen Lebensstils. In Deutschland gibt es nach jüngsten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes gut 42,0 Millionen Wohnungen für rund 82,9 Millionen Menschen.
Zum Zeitpunkt des letzten verfügbaren Mikrozensus (2014) betrug die Eigentümerquote bei bewohnten Wohnungen 45,5%, während die Mieterquote bei 54,5% lag. Mietwohnungen werden zu einem überwiegenden Teil durch private Kleinanbieter bereitgestellt. Daneben gibt es in Deutschland genossenschaftliche, kommunale, öffentliche und kirchliche Vermieter sowie die privatwirtschaftlich-professionellen Vermieter wie Vonovia. Letztere boten laut dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) zum Zeitpunkt des Mikrozensus rund 4,2 Millionen Wohnungen an. Vonovia vermietet in Deutschland aktuell rund 358.500 Wohnungen. Dies entspricht rund 8,5% des Angebots von privatwirtschaftlich professionellen Vermietern und rund 1,5% des deutschen Mietwohnungsbestandes.
Viele Großstädte und ihr Umland wachsen deutlich. Ursache dafür ist insbesondere die Zuwanderung aus dem In- und Ausland, verstärkt durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den globalen Krisengebieten. Die wachsenden Städte und Regionen verzeichnen daher eine steigende Nachfrage nach bedarfsgerechtem und bezahlbarem Wohnraum. Die Folge sind Wohnungsengpässe sowie steigende Mieten und Preise. Der Neubau hinkt trotz steigender Fertigstellungszahlen dem Wohnraumbedarf hinterher. Dies gilt vor allem für die Metropolregionen. Andere Städte und ländliche Regionen in verschiedenen Teilräumen Deutschlands sind hingegen von Bevölkerungsverlusten geprägt.
Die deutsche Bevölkerung wird im Durchschnitt zudem zunehmend älter und stellt damit die Wohnungswirtschaft insbesondere im Bereich des altersgerechten Wohnens vor erhebliche Herausforderungen.
Die Wahrnehmung der Wohnraumproblematik, die sich in der Knappheit an verfügbarem, bezahlbarem Wohnraum in den Metropolregionen und dem damit verbundenen starken Anstieg der Immobilienpreise sowohl im Miet- als auch im Eigentümermarkt äußert, hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Gleichzeitig zeigen Umfragen, dass die allgemeine Meinung besteht, die Politik hätte in der Vergangenheit wohnungspolitisch unvorteilhafte Entscheidungen getroffen und würde heute zu wenig unternehmen, dem Problem entgegenzuwirken. Diese Wohnungsknappheit und in deren Folge die Immobilienpreis-/Mietpreisentwicklung löst ein subjektives Ungerechtigkeitsempfinden quer durch alle Gesellschaftsschichten aus mit steigendem Druck auf die politischen Entscheidungsträger.
Dies bedeutet für die Anbieter von Wohnraum, sehr sensibel mit der öffentlichen Wahrnehmung des Themas Wohnen umzugehen und das Gespräch proaktiv mit den politischen Interessenvertretern und den Mietern auf lokaler, regionaler wie bundesweiter Ebene zu suchen. In dem Spannungsfeld der unterschiedlichsten Anspruchsgruppen (Stakeholder) muss der Ausgleich zwischen den Anforderungen, die die aktuellen gesellschaftlichen Megatrends aufzeigen, und den fundamentalen Wohnbedürfnissen der Menschen gefunden werden.