Finanzierungsumfeld
Weltwirtschaft und Finanzmärkte standen im Jahr 2020 im Zeichen von COVID-19. Der Ausbruch des Coronavirus sowie die notwendigen Lockdown-Maßnahmen bewirkten in der ersten Jahreshälfte in allen Regionen der Welt starke Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität. Insgesamt schrumpfte die Weltwirtschaft nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im 2. Quartal 2020 um 7,8 % gegenüber dem Vorquartal. Das 3. Quartal 2020 war dann aber schon wieder von einer kräftigen Belebung der Weltwirtschaft geprägt. Die Wachstumsrate von 7,4 % gegenüber dem 2. Quartal 2020 entsprach nahezu dem Rückgang der Vorperiode. Diese Erholung geriet mit den erneuten Beschränkungen im 4. Quartal 2020 wieder in Gefahr. Gleichzeitig geben absehbare Impfstofferfolge Hoffnung auf eine weitere Normalisierung.
Im Unterschied zur globalen Finanzkrise der Jahre 2007/2008 ging der Schock zwar nicht vom Finanzsystem aus, dieses ist jedoch mittelbar stark betroffen. Dazu trug maßgeblich bei, dass weder die Dauer der Pandemie absehbar war, noch wie stark sie sich auf die Wirtschaft auswirken würde. Aktien und Unternehmensanleihen brachen Ende Februar 2020 deutlich ein, da Marktteilnehmer verstärkt liquide Mittel nachfragten und in sicherere Anlagen flüchteten. Auch im Unternehmenssektor nahm der Liquiditätsbedarf im Frühjahr als Folge der Lockdown-Maßnahmen stark zu. Aufgrund der drohenden Liquiditätsklemme schätzte die Bundesbank die Gefahr für die Finanzstabilität als außergewöhnlich hoch ein.
Als Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus und zur Stabilisierung der Finanzierungsmärkte führte die Europäische Zentralbank (EZB) im März das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) als geldpolitische Sondermaßnahme ein. Das PEPP wurde als zusätzliches, zeitlich befristetes Programm zum Ankauf von Wertpapieren des privaten und des öffentlichen Sektors im Gesamtvolumen von 750 Mrd. € begonnen. Im Juni erhöhte die EZB das Volumen des PEPP auf 1.350 Mrd.€ und im Dezember um weitere 500 Mrd. € auf insgesamt 1.850 Mrd. €. Die EZB kommuniziert, diese temporäre Maßnahme fortführen zu wollen, bis sie die kritische Corona-Pandemiephase als abgeschlossen einschätzt, jedoch mindestens bis Juni 2021.
Die Ankäufe im Zusammenhang mit dem PEPP erfolgen zusätzlich und getrennt vom im Jahr 2015 eingeführten Asset Purchase Programme (APP). Im März 2016 hatte die EZB das APP um Ankäufe von Unternehmensanleihen des Nichtfinanzsektors erweitert (Corporate Sector Purchase Programme; CSPP). Nachdem die Nettoankäufe zwischen Januar und Oktober 2019 bereits eingestellt werden konnten, wurde das Volumen des APP als Reaktion auf die Pandemie im März 2020 temporär auf 120 Mrd. € erweitert. Die EZB geht davon aus, dass das Programm erst beendet wird, wenn sie kurz vor einer Leitzinserhöhung steht.
Zugleich versorgt die EZB die Geschäftsbanken mit weiteren günstigen Langfristkrediten und lockert die Bedingungen für bereits laufende Langfristkredite. Der Einlagezins im Euroraum liegt seit September 2019 unverändert bei -0,5 %, der Hauptrefinanzierungssatz bei 0,0 %. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen schwankte im Jahr 2020 und notiert seit Mai 2019 im negativen Bereich.
Auch das US-amerikanische Federal Reserve System (FED) als größte Notenbank der Welt schlägt weiterhin einen expansiven Ton an. Zu Beginn des Jahres bestätigte die FED ihren geldpolitischen Kurs und hielt weiterhin an dem Zinskorridor für den Leitzins von 1,50 bis 1,75 % fest. Im März 2020 senkte die FED dann zweimal kurz hintereinander den Leitzins infolge der Corona-Pandemie. Die Spanne liegt seither bei 0,00 % bis 0,25 %.
Zudem wurde auch in den USA ein neues Anleiheankaufprogramm über rund 700 Mrd. US-$ beschlossen. Seit Juni kauft die FED monatlich für 80 Mrd. US-$ Staatsanleihen und für 40 Mrd. US-$ Hypothekenanleihen. Im Dezember kündigte sie zudem an, dass sie den Umfang ihrer monatlichen Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Mrd. US-$ solange beibehalten werde, bis substanzielle weitere Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind.
Unter den größten Kapitalmarkt-Emittenten weltweit
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s bewertet die Kreditwürdigkeit der Vonovia SE mit einem Long-Term Corporate-Credit Rating von BBB+ mit stabilem Ausblick und mit einem Short-Term Credit Rating von A-2. 2020 erfolgte erstmalig eine Höherstufung des Vonovia Business Risk Profiles von „strong“ auf „excellent“. Zusätzlich wird die Vonovia SE von der in Berlin ansässigen Scope Group mit A- mit stabilem Ausblick bewertet.
Vonovias erstklassige Bonität ermöglicht weiterhin einen uneingeschränkten Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten. So konnte bereits im Februar das Volumen einer bis 2026 laufenden Anleihe um 200 Mio. € erhöht werden. Im April konnte Vonovia zwei weitere Anleihen in Höhe von insgesamt 1 Mrd. € emittieren. Die sehr starke Nachfrage nach diesen Emissionen trotz hoher Corona-bedingter Verunsicherungen an den Finanzmärkten belegen Vonovias außergewöhnlich guten Zugang zum Kapitalmarkt. Im Juli konnten zwei weitere Anleihen in Höhe von insgesamt 1,5 Mrd. € erfolgreich platziert werden.
Mit einem Emissionsvolumen von 2,7 Mrd. € (2019: 3,0 Mrd. €) rangiert Vonovia nach Auswertung von Dealogic im Jahr 2020 erneut unter den Top 20 EUR-Investment-Grade-Emittenten weltweit. Die volumengewichteten durchschnittlichen Zinskosten der neuen Anleihen betragen 1,28 % (2019: 1,13 % p. a.) bei einer gewichteten durchschnittlichen Laufzeit von 7,5 Jahren (2019: 10,5 Jahre). Das schwierige Marktumfeld 2020 konnte aktiv zur weiteren Optimierung der Kapitalstruktur genutzt werden.