53 Finanzrisikomanagement
Im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit ist Vonovia verschiedenen finanziellen Risiken ausgesetzt. Das konzernübergreifende Finanzrisikomanagement zielt darauf ab, die potenziell negativen Auswirkungen auf die Finanzlage des Konzerns frühzeitig zu identifizieren und mit geeigneten Maßnahmen zu begrenzen. Hinsichtlich Aufbau und Organisation des Finanzrisikomanagements wird auf den Lagebericht (siehe Kapitel Struktur und Instrumente des Risikomanagementsystems) verwiesen. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen von durch den Vorstand verabschiedeten Konzernrichtlinien, die einer laufenden Überprüfung unterliegen. Im Einzelnen stellen sich die in Verbindung mit Finanzinstrumenten bestehenden Risiken sowie das damit korrespondierende Risikomanagement wie folgt dar:
Marktrisiken
Währungsrisiken
Die im Zusammenhang mit der Begebung der noch bestehenden US-Dollar-Anleihe entstandenen zahlungswirksamen Währungsrisiken wurden durch den zeitgleichen Abschluss von Fremdwährungsswaps (Cross Currency Swaps) ausgeschaltet. Liquiditätstransfers aus dem deutschen Teilkonzern an schwedische Tochtergesellschaften werden grundsätzlich durch den Abschluss von Devisentermingeschäften abgesichert. Darüber hinaus sind Währungsschwankungen aus Finanzierungsbeziehungen mit schwedischen Tochtergesellschaften zu erwarten. Die auf Euro lautenden Darlehen an schwedische Tochterunternehmen (31.12.2019: 12.68,1 Mio. €) wurden im Berichtsjahr in SEK-Darlehen gewandelt, folglich sind die auf schwedische Kronen dotierten Darlehen auf 20.226,3 Mio. SEK (31.12.2019: 5.657,7 SEK) angestiegen. Ausgehend von dem Wechselkurs zum 31. Dezember 2020 ergäbe sich bei einer Veränderung des Fremdwährungsniveaus der schwedischen Krone zum Euro um -5 % ein Währungsgewinn von 10,1 Mio. € respektive bei einer Veränderung von +5 % ein Währungsverlust in Höhe von 10,0 Mio. €. Vonovia unterliegt ansonsten im Rahmen ihrer gewöhnlichen Geschäftstätigkeit keinen weiteren wesentlichen Währungsrisiken.
Zinsrisiken
Im Rahmen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ist Vonovia zahlungswirksamen Zinsänderungsrisiken durch Verbindlichkeiten mit variabler Verzinsung sowie durch Neu- und Anschlussfinanzierungen ausgesetzt. In diesem Zusammenhang findet eine laufende Beobachtung der Zinsmärkte durch den Geschäftsbereich Finanzen und Treasury statt. Die Beobachtungen fließen in die Finanzierungsstrategie mit ein.
Im Rahmen der Finanzierungsstrategie werden zur Begrenzung bzw. Steuerung der Zinsrisiken derivative Finanzinstrumente, insbesondere Zinsswaps und -caps eingesetzt. Nach der von Vonovia verfolgten Strategie ist der Einsatz von Derivaten nur dann erlaubt, wenn ihnen bilanzielle Vermögenswerte oder Verbindlichkeiten, vertragliche Ansprüche oder Verpflichtungen und geplante, hoch wahrscheinliche Transaktionen zugrunde liegen.
Eine Sensitivitätsanalyse im Hinblick auf die Cashflow Hedges findet sich im Kapitel [G55] Cashflow Hedges und freistehende Zinsswaps.
Kreditrisiken
Vonovia ist einem Ausfallrisiko ausgesetzt, das aus einer möglichen Nichterfüllung einer Vertragspartei resultiert. Zur Risikominimierung werden Finanztransaktionen nur mit Banken und Partnern getätigt, deren Bonität von einer Rating-Agentur mindestens auf dem Niveau von Vonovia eingeschätzt wird. Diesen Kontrahenten werden Volumenlimits zugewiesen, die vom Vorstand beschlossen wurden. Die Steuerung und Überwachung der Kontrahentenrisiken erfolgt zentral durch den Geschäftsbereich Finanzen und Treasury.
Liquiditätsrisiken
Die Konzerngesellschaften von Vonovia sind in nennenswertem Umfang durch Fremdkapital finanziert. Die Finanzierungen sind aufgrund ihres hohen Volumens zum Teil einem erheblichen Refinanzierungsrisiko ausgesetzt. Insbesondere im Rahmen der sogenannten Finanzkrise sind die Liquiditätsrisiken aus Finanzierungen mit hohen Volumina (Volumenrisiken) im Finanzierungsbereich deutlich geworden. Zur Begrenzung dieser Risiken ist Vonovia in ständigem Kontakt mit vielen verschiedenen Marktteilnehmern, überwacht kontinuierlich alle zur Verfügung stehenden Finanzierungsoptionen am Kapital- und Bankenmarkt und setzt diese zielgerichtet ein. Zusätzlich werden die bestehenden Finanzierungen einer frühzeitigen Überprüfung vor der jeweiligen Endfälligkeit unterzogen, um eine Refinanzierbarkeit sicherzustellen.
Im Rahmen von bestehenden Kreditverträgen ist Vonovia zur Einhaltung bestimmter Finanzkennzahlen (Financial Covenants) wie z. B. Schuldendienstdeckungsgrad oder Verschuldungsgrad verpflichtet. Sofern im Falle einer Verletzung dieser Finanzkennzahlen sogenannte Heilungsperioden (Cure Periods) nicht eingehalten werden und keine einvernehmliche Lösung mit den Kreditgebern gefunden wird, kann es zu einer Restrukturierung der Finanzierung mit geänderter Kostenstruktur kommen. Sollten alle in der Praxis gängigen Lösungsmöglichkeiten nicht zum Erfolg führen, hätten die Kreditgeber die Möglichkeit, die Finanzierung fällig zu stellen. Die Einhaltung dieser Finanzkennzahlen wird durch den Geschäftsbereich Finanzen und Treasury auf Basis aktueller Ist-Zahlen und Planungsrechnungen laufend überprüft.
Vonovia hat zur Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit ein systemgestütztes Cash-Management etabliert. Hiermit werden Zahlungsströme von Vonovia kontinuierlich kontrolliert, optimiert und dem Vorstand regelmäßig über die aktuelle Liquiditätssituation des Konzerns Bericht erstattet. Ergänzt wird das Liquiditätsmanagement durch eine kurzfristige rollierende, monatsgenaue Liquiditätsplanung für das laufende Geschäftsjahr, durch die sich der Vorstand ebenfalls zeitnah unterrichtet.
Aus der nachfolgenden Tabelle sind die vertraglichen, nicht diskontierten Zahlungsströme der originären finanziellen Verbindlichkeiten sowie der derivativen Finanzinstrumente für das Berichtsjahr 2020 ersichtlich. Die ausgewiesenen Tilgungsleistungen der Folgejahre enthalten dabei ausschließlich die vertraglich festgelegten Mindesttilgungen:
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2021 |
2022 |
2023 bis 2027 |
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in Mio. € |
Buchwert 31.12.2020 |
Zins |
Tilgung |
Zins |
Tilgung |
Zins |
Tilgung |
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Originäre finanzielle Verbindlichkeiten |
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gegenüber Kreditinstituten |
6.909,0 |
93,0 |
1.075,0 |
83,2 |
410,0 |
282,6 |
3.599,0 |
gegenüber anderen Kreditgebern |
17.060,5 |
124,5 |
520,3 |
216,5 |
2.172,5 |
668,8 |
8.744,8 |
Zinsabgrenzungen aus sonstigen originären finanziellen Verbindlichkeiten |
115,2 |
– |
– |
– |
– |
– |
– |
Verbindlichkeiten aus Leasing |
495,1 |
15,1 |
22,4 |
14,8 |
14,2 |
71,5 |
40,0 |
Finanzverbindlichkeiten aus Mieterfinanzierung |
163,4 |
– |
118,1 |
– |
2,1 |
– |
10,4 |
Derivative finanzielle Verbindlichkeiten |
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Kaufpreisverbindlichkeiten aus gewährten Andienungsrechten/Ausgleichsansprüchen |
220,5 |
– |
51,0 |
– |
– |
– |
27,8 |
Cashflow Hedges/freistehende Zinsderivate |
72,8 |
39,2 |
– |
37,5 |
– |
42,7 |
– |
Cashflow Hedges (Zinswährungsswap) US-$ in € |
–18,4 |
–10,2 |
– |
–10,2 |
– |
–10,2 |
–185,0 |
Cashflow Hedges (Zinswährungsswap) in € |
|
8,5 |
– |
8,4 |
– |
8,4 |
185,0 |
Zinsabgrenzungen Swaps |
1,3 |
1,3 |
– |
– |
– |
– |
– |
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2020 |
2021 |
2022 bis 2026 |
|||
---|---|---|---|---|---|---|---|
in Mio. € |
Buchwert 31.12.2019 |
Zins |
Tilgung |
Zins |
Tilgung |
Zins |
Tilgung |
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Originäre finanzielle Verbindlichkeiten |
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gegenüber Kreditinstituten |
7.403,0 |
101,1 |
892,6 |
97,1 |
951,6 |
301,2 |
3.542,8 |
gegenüber anderen Kreditgebern |
16.071,7 |
147,8 |
1.385,4 |
222,8 |
520,9 |
755,2 |
9.319,7 |
Zinsabgrenzungen aus sonstigen originären finanziellen Verbindlichkeiten |
100,2 |
– |
– |
– |
– |
– |
– |
Verbindlichkeiten aus Leasing |
470,9 |
13,2 |
22,8 |
16,5 |
15,2 |
60,4 |
47,5 |
Finanzverbindlichkeiten aus Mieterfinanzierung |
162,2 |
– |
117,8 |
– |
2,0 |
– |
10,0 |
Derivative finanzielle Verbindlichkeiten |
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Kaufpreisverbindlichkeiten aus gewährten Andienungsrechten/Ausgleichsansprüchen |
39,0 |
– |
3,3 |
– |
34,0 |
– |
1,7 |
Cashflow Hedges/freistehende Zinsderivate |
70,8 |
37,8 |
– |
36,1 |
– |
78,3 |
– |
Cashflow Hedges (Zinswährungsswap) US-$ in € |
–29,1 |
–11,1 |
– |
–11,1 |
– |
–22,3 |
–185,0 |
Cashflow Hedges (Zinswährungsswap) in € |
|
8,5 |
– |
8,5 |
– |
16,8 |
185,0 |
Zinsabgrenzungen Swaps |
1,4 |
1,4 |
– |
– |
– |
– |
– |
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Im September 2019 wurde den Investoren zweier ausstehender EMTN-Anleihen mit Fälligkeiten im März und Dezember 2020 ein Rückkaufangebot unterbreitet. Im Rahmen dieses Angebots wurden ca. 40 % des ausstehenden Nominalvolumens der beiden Anleihen zurückerworben, sodass sich die Fälligkeitsbeträge dieser Instrumente im März von ursprünglich 500,0 Mio. € auf 301 Mio. € und im Dezember von ursprünglich 1.250,0 Mio. € auf 752,0 Mio. € reduziert haben.
Kreditrahmen
Im Oktober 2018 hat Vonovia über ihre niederländische Finanzierungsgesellschaft eine syndizierte revolvierende Kreditlinie über 1.000,0 Mio. € mit mehreren Banken unter Führung der Commerzbank AG abgeschlossen. Im Rahmen eines Änderungsvertrags vom September 2020 wurde die Laufzeit dieser unbesicherten Kreditlinie bis Ende September 2024 verlängert. Die Verzinsung erfolgt auf EURIBOR-Basis zuzüglich Margenaufschlag. Diese Linie war zum 31. Dezember 2020 nicht in Anspruch genommen.
Im Zusammenhang mit bankenfinanzierten Entwicklungsprojekten standen zum Stichtag projektspezifische freie Kreditrahmen in Höhe von rund 69,6 Mio. € zur Verfügung. Die Kreditnominale dieser Verträge beläuft sich in Summe auf 243,2 Mio. €. Diese Kreditlinien können unter Berücksichtigung der vertraglich vereinbarten Auszahlungsvoraussetzungen nach Baufortschritt unter Beibringung entsprechender Nachweise ausgenützt werden
Darüber hinaus existiert zwischen Vonovia und der Commerzbank eine Avalkreditlinie, die im August 2020 von 25,0 Mio. € auf 35,0 Mio. € erhöht wurde. Zum 31. Dezember 2020 waren hiervon 23,4 Mio. € durch herausgelegte Avale in Anspruch genommen. Eine weitere Avalkreditlinie besteht innerhalb des conwert-Teilkonzerns mit der Raiffeisen Bank International AG über 5,0 Mio. €. Diese war zum Stichtag nicht belegt.
Im Dezember 2019 hat die Vonovia SE mit der Atradius Credit Insurance N.V. und der Swiss Re International SE zwei revolvierend ausnutzbare Avalkreditlinien abgeschlossen. Für einen weiteren, bereits gekündigten Avalrahmenvertrag zwischen der BUWOG Bauträger GmbH und der VHV Allgemeine Versicherung AG, unter welchem derzeit noch Bürgschaften in Höhe von 0,6 Mio. € ausgegebenen sind, hat die Vonovia SE eine Patronatserklärung abgegeben. Unter diesem Vertrag werden keine neuen Bürgschaften in Anspruch genommen. Weiterhin besteht im BUWOG-Teilkonzern eine revolvierend ausnutzbare Avalkreditlinie mit der UniCredit Bank Austria AG.
Zum 31. Dezember 2020 betrug das zur Verfügung stehende Gesamtvolumen aus Avalrahmenverträgen im Gesamtkonzern 131,0 Mio. €, davon waren zum Stichtag 95,3 Mio. € ausgenutzt. Darüber hinaus besteht bei einer projektspezifischen Developmentfinanzierung mit der Berliner Volksbank eG die Möglichkeit, Avale, Haftungen und/oder Garantien in Anspruch zu nehmen. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 war hiervon ein Betrag in Höhe von 0,7 Mio. € belegt.
Die Victoria Park AB hat mit der Commerzbank im April 2019 eine revolvierende Kreditlinie über 1.050,0 Mio. SEK mit zweijähriger Laufzeit abgeschlossen. Die Vonovia SE tritt hierbei als Garantin auf. Diese Linie war zum 31. Dezember 2020 mit 850,0 Mio. SEK in Anspruch genommen.
Im November 2017 hat Vonovia über ihre niederländische Finanzierungsgesellschaft einen Commercial Paper Rahmenvertrag über ein Gesamtvolumen von 500,0 Mio. € mit der Commerzbank AG als Lead Arranger und mehreren Banken als Händler abgeschlossen. Dieses Rahmenprogramm wurde im September 2018 auf ein Gesamtvolumen von 1.000,0 Mio. € erhöht. Zum 31. Dezember 2020 waren hierunter keine Emissionen ausstehend.
Insgesamt verfügt Vonovia zum Stichtag über Kassenbestände und Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von 613,3 Mio. € (31.12.2019: 500,7 Mio. €). Die Kreditmittelrahmenverträge bzw. das Commercial Paper Program sichern gemeinsam mit dem verfügbaren Kassenbestand die jederzeitige Zahlungsfähigkeit von Vonovia.
Wir verweisen auf die Ausführungen zum Finanzrisikomanagement im Lagebericht.