Österreich
Nachdem die österreichische Wirtschaft 2018 mit 2,7% ein starkes Wachstum gezeigt hatte, setzte sich eine moderatere konjunkturelle Entwicklung zu Beginn 2019 fort. Das BIP stieg im 1. Quartal 2019 um 0,4% und lag damit auf Höhe des durchschnittlichen Wachstums im Euro-Raum. Laut dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) erwies sich die Binnennachfrage erneut als stabile Wachstumsstütze. Sowohl die privaten als auch die öffentlichen Konsumausgaben expandierten. Die Bruttoanlageinvestitionen (Ausrüstungs- und Bauinvestitionen) wuchsen ebenfalls im 1. Quartal 2019 robust. Der Export stieg im 1. Quartal 2019 um 0,6%. Insgesamt bestätigt sich jedoch das Bild der seit Mitte 2018 abnehmenden Dynamik. Die Importnachfrage stieg im 1. Quartal 2019 um 0,4%. Die Konjunkturabkühlung beginnt sich allmählich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar zu machen, wenngleich die Situation immer noch günstig ist. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten erhöhte sich nach vorläufigen Schätzungen im Juni weiter (+60.000 bzw. +1,6% im Vorjahresvergleich). Die Arbeitslosenquote gemäß nationaler Definition lag im Juni bei 6,5%, was einem Rückgang von 0,3 Prozentpunkten gegenüber Juni 2018 entspricht. Die Inflationsrate (VPI) bewegte sich im Mai 2019 mit 1,7% auf dem Niveau des Euro-Raums. Der Preisanstieg ist weiterhin mäßig.
In ihrer aktuellen Wirtschaftsprognose geht die Österreichische Nationalbank (OeNB) davon aus, dass die nachlassende internationale Konjunktur zwar das Wirtschaftswachstum in Österreich bremst, die anhaltend dynamische Binnennachfrage jedoch einem stärkeren Abschwung entgegenwirkt. Vor diesem Hintergrund rechnet das WIFO für 2019 mit einem BIP-Wachstum von 1,7% und für 2020 von 1,5%. Die Bank Austria geht für 2019 von einem spürbar moderateren Wachstumstempo der Bruttoanlageinvestitionen von knapp über 2% aus. Dabei sieht die Bank die Entwicklung am Bau generell optimistischer als im Ausrüstungsbereich. Der Verbraucherpreisindex (VPI) geht nach Prognosen der OeNB von 2,1% im Jahr 2018 auf 1,7% im laufenden Jahr zurück und wird 2020 und 2021 auf diesem Niveau verharren. Für 2019 rechnet das WIFO aufgrund der abkühlenden Konjunktur mit einem leichten Abflauen der Beschäftigungsdynamik.
Die Rahmenbedingungen am Immobilienmarkt sind unverändert gut. Das Jahr 2018 wurde durch das niedrige Zinsniveau, ein leicht rückläufiges, aber immer noch gutes Immobilienangebot sowie eine sehr gute Nachfrage nach Immobilien seitens Eigennutzer und Anleger geprägt und daran werde sich auch 2019 nichts Wesentliches ändern, berichteten die Experten des Immobiliendienstleisters RE/MAX Austria zu Jahresbeginn 2019. Entsprechend zeigen die Werte des aktuellen Wohnimmobilienpreisindex der OeNB auf Basis neuer und gebrauchter Eigentumswohnungen sowie Einfamilienhäuser in Österreich für das 1. Quartal 2019 ein Plus von 5,0% gegenüber der Vorjahresperiode. In Wien stiegen die Preise gegenüber der Vorjahresperiode um 5,5%. Im übrigen Bundesgebiet (Österreich ohne Wien) lag die Preisentwicklung im gleichen Zeitraum etwas niedriger bei 4,1%. Die Wohnungsmieten stiegen laut VPI von Statistik Austria in Österreich im Mai 2019 gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,3%. Der OeNB-Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien zeigt im 1. Quartal 2019 gegenüber dem 4. Quartal 2018 für Wien einen weiteren Anstieg einer möglichen Überbewertung an, in Österreich insgesamt blieb er stabil. Laut RE/MAX Immobilien-Zukunfts-Index wird erwartet, dass 2019 die Preise für Wohnimmobilien in Summe leicht zunehmen, die Steigerungsraten aber unter den Vorjahreswerten liegen. Mieten und Preise für Eigentumswohnungen werden sowohl in den Zentren der Städte als auch am Stadtrand weiter anwachsen, während in Landgemeinden die Preise für Eigentumswohnungen nahezu unverändert bleiben und die Mieten schwächeln. Die Wohnungskaufpreise steigen voraussichtlich stärker als frei zu vereinbarende Mieten. Für Wien rechnet EHL 2019 mit Mietsteigerungen von rund 1,5% und Steigerungen der Wohnungskaufpreise in durchschnittlichen Lagen von ca. 2,75 bis 4%.
Die Bevölkerungszahl Österreichs hat in der Vergangenheit stark zugenommen und wird auch in Zukunft weiter wachsen, berichtet die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK). Laut OeNB hatte sich wegen sinkender Haushaltsgrößen, steigender Nettozuwanderung und schwacher Bauleistung seit Mitte der 2000er-Jahre ein Nachfrageüberhang aufgebaut, welcher im Jahr 2016 seinen Höhepunkt erreichte. Mit der dynamischen Entwicklung der Wohnbautätigkeit in den Jahren 2017 und 2018 bei sich deutlich abschwächender Wohnungsnachfrage dürfte der Nachfrageüberhang laut Ansicht der OeNB österreichweit bis zum Jahr 2020 abgebaut werden. Eine Ausnahme ist Wien, wo auch 2020 weiter mit einem Mangel an Wohnungen zu rechnen ist. Laut EHL Immobilien belastet unter anderem die neue Wiener Bauordnung, z. B. mit der Vorschrift für einen höheren Anteil geförderter Wohnungen bei Neuwidmungen, den Wiener Wohnungsmarkt. Kurz- und mittelfristig wird das Wohnungsangebot negativ beeinflusst, womit auch die leichte Entspannung bei den Wohnungspreisen und -mieten ein Ende nehmen könnte.
Die dynamische Entwicklung des österreichischen Immobilieninvestmentmarkts setzte sich im 1. Quartal 2019 weiter fort. Laut EHL wurden Transaktionen im Wert von knapp 900 Mio. € abgeschlossen. Das zuletzt zunehmend an Bedeutung gewinnende Wohnsegment war im 1. Quartal jedoch mit einem Anteil von nur 9% eher unterdurchschnittlich repräsentiert, wobei in diesem Segment 2019 noch einige weitere, auch großvolumige Transaktionen zu erwarten sind. Österreich wird laut EHL von internationalen Investoren weiterhin als überdurchschnittlich attraktiver Investmentstandort wahrgenommen.